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Bau, Erprobung

Am 22.06.1907 autorisierte Kaiser Wilhelm II. Konstruktion und Bau des Kreuzers “F”. Die Werft Blohm & Voss erhielt den Bauauftrag am 26.09.1907.

 

Kiellegung

Die Kiellegung des Kreuzers “F” erfolgte sodann am 21.03.1908 unter dem neuen Hellinggerüst der Werft Blohm & Voss in Hamburg.

vdT-BV 06 - Von der Tann unter HellinggerüstZwar baute man auf einer breiten Betonsohle, aber daneben befand sich schwerer Kleiboden, der die Schiffbauhandwagen behinderte. Auf den Hauptwegen lagen daher feste Bohlen, der übrige Hellingbereich war mit Schlacke oder Gußeisenspänen befestigt.

Beim Schlachtkreuzer “von der Tann” war auch der Transport der Bodenplatten unter das Schiff, vor allem im Kimm-Bereich, noch ausserordentlich schwierig. Die im oberen Drittel des Bildes zu sehenden Helgenkräne erwiesen sich dabei als ziemlich nutzlos.

Andererseits erleichterte man sich die Arbeit an dem Schlachtkreuzer durch neue Hilfsmittel. Man verwendete für die Bodenstücke sowie für die auf drei Vierteln der Schiffslänge durchlaufenden Torpedoschotten, die vier Meter von der Außenhaut entfernt verliefen, transportable, hydraulische Nietmaschinen. Sie bewährten sich sehr gut.

Auch waren seit Baubeginn zur Bearbeitung der Platten und Spanten erstmals auch Brennschneidgeräte in Betrieb, die bald aus dem Werftbetrieb nicht mehr wegzudenken waren. Das war ein ungeheurer Fortschritt. Mit den »autogenen« Schneidbrennern war es möglich, die Oberseite einer zu bearbeitenden Stahlplatte mit Hilfe der Brennerheizflamme auf rund 1350 Grad Celsius anzuwärmen. Stellte man dann den Schneidsauerstoff an, ging an der erhitzten Stelle sofort die Verbrennung des Stahles unter noch höheren Temperaturen vor sich. Das vollzog sich so schnell, dass das dem Sauerstoffstrahl nächstgelegene Material nur schwach erwärmt wurde und deshalb nicht mit verbrannte. Die verbrannten Stahlteile aber wurden durch die Geschwindigkeit des strömenden Sauerstoffes aus der Fuge herausgeschleudert.

Im Prinzip arbeiten Schneidbrenner auch heute noch so. Damals aber wurde dieses Verfahren von den Werftarbeitern als Wunder betrachtet. Sie kamen sehr bald dahinter, dass man beim einfachen Schneidbrennen auch Leuchtgas zum Anwärmen des Stahles verwenden konnte, bei starkem Material jedoch lieber Wasserstoff verwendete, dessen lange, weiche Flamme den Stahl tiefschichtiger erwärmte. Die neuen Geräte mit Flammrückschlagventil setzten sich schnell durch.

Obwohl parallel auch ölbetriebene Maschinen erprobt wurden, bekam der Turbinenbau auf der Werft mit dem Bau des neuen Panzerkreuzers neue und größere Aufgaben.

vdT-BV 12 - TurbinenbauvdT-BV 07 - Turbine

 

 

Stapellauf

General von und zu der Tann-RathsamhausenNach Fertigstellung des Rumpfes fand der festliche Stapellauf mit der Schiffstaufe fast genau ein Jahr später am 20.03.1909 statt.

Wie zu jener Zeit üblich wurde der Schiffsname von Kaiser Wilhelm II. persönlich bestimmt und anlässlich der Schiffstaufe erstmals öffentlich bekanntgegeben. Die Großen Kreuzer erhielten durchgängig die Namen großer Generale.

Der Kreuzer “F” wurde nach dem königlich-bayrischen Infanterie-General Ludwig Freiherr von und zu der Tann-Rathsamhausen (geb. 18.06.1815, verst. 26.04.1881) als “S.M.S. von der Tann” benannt.

Bei der Wahl des Taufpaten bemühte man sich, einen Bezug zum Namensgeber herzustellen. So wurde die Schiffstaufe wurde von Luitpold Freiherr von und zu der Tann, einem Neffen des Namensgebers, vollzogen.

vdT-BV 05 - Stapellauf

Die Schiffstaufe selbst war ein bedeutsames Ereignis und seit 1900 penibel in einer von Kaiser Wilhelm II. erlassenen “Allerhöchsten Kommando Ordre” geregelt. Er behielt sich danach nicht nur vor, persönlich zu bestimmen, wer die Taufe “eines Meiner Schiffe” vollziehen sollte, sondern regelte den gesamten Ablauf:

  • Dass eine Ehrenwache mit Kapelle je nach Größe des Schiffes in Kompanie- oder Zugstärke aufzumarschieren habe,
  • dass diese beim Ablaufen des Schiffes zu präsentieren,
  • die Kapelle dabei die Nationalhymne “Heil Dir im Siegerkranz” spielen muss,
  • die im Hafen liegenden Marineschiffe 21 Schuss Salut schießen sollen,
  • alle Anwesenden beim Eintreten des Schiffes in’s Wasser 3 Hurra’s auszubringen hätten,
  • welcher Anzug (Uniform) zu tragen sei und
  • das dem Publikum - soweit es die Verhältnisse gestatten - Gelegenheit zur Teilnahme an der Feier gegeben werden solle.

Nachdem der Taufakt am Schiff mit der bereits damals üblichen Sektflasche vollzogen wurde, nahmen Taufpate und die offiziellen Vertreter der Flotte, des Reichsmarineamtes, des Kabinetts, der Werft und der Stadt im Ablaufpavillon - Bild oben, am linken Bildrand - platz um dem eigentlichen Stapellauf beizuwohnen.

Das Schiff wurde danach von Schleppern an den Haken genommen und zum Ausrüstungskai geschleppt. Währenddessen verliessen die Ehrengäste die Werft um in der Stadt an den Rahmenveranstaltungen mit Festmahl, Ordensverleihungen usw. teilzunehmen.

 

Ausrüstung

In der Folgezeit schritten die technische Ausrüstung des Schiffes und der Bau der Aufbauten am Ausrüstungskai der Werft fort. Mit der Werftbesatzung von Blohm & Voss wurde die “von der Tann” dann im Mai 1910 in die Kaiserliche Werft in Kiel zur Endausrüstung verlegt.

vdT-BV 13 - Am Ausrüstungskai

 

Erprobung

Nach Fertigstellung des Schiffes und Indienststellung am 01.09.1910 fanden erste Erprobungsfahrten unter dem Kommando des Werftkapitäns Wahlen statt. Das Schiff fuhr zu dieser Zeit noch unter der Flagge der Handelsmarine.

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Bei den Probefahrten und schließlich bei der Meilenfahrt im tiefen Wasser der Norwegischen Rinne - die frei von störenden Flachwassereffekten ist - war die “von der Tann” ausgezeichnet gelaufen. Das Schiff kam auf die damals phantastische Höchstgeschwindigkeit von 28,12 Knoten und war damit zu dieser Zeit das schnellste Schiff der Welt!

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Die Erprobungsfahrten verliefen nicht alle ohne technische Probleme.

Auf der Rückfahrt von der Norwegischen Rinne nach Kiel begannen die Kessel infolge eines Salzwassereinbruchs ins Speisewasser zu kochen. Das gesamte Kesselwasser musste deshalb ausgepumpt werden. Zweimal musste zum Zweck der Frischwassererzeugung gestoppt und am Sonntagmorgen sogar im Großen Belt lange Zeit geankert werden. Einem dänischen Kriegsschiff, das das hochmoderne deutsche Schlachtschiff mit verständlicher Neugier betrachtete, wurde ein langes Flaggensignal mit der Bitte um Weitergabe der entsprechenden Nachricht auf dem Depeschenwege übermittelt. Die für die “von der Tann” vorgesehene Funkanlage war noch nicht an Bord, sie sollte erst in Kiel eingebaut werden. Auch befanden sich zwar Schwimmwesten und Rettungsflöße, aber noch keine Beiboote auf dem Schiff, so dass ein Verkehr mit dem Land für die rund 1000 eingeschifften Männer unmöglich war.

Auf der “von der Tann” wurden Proviant und Getränke knapp; zum kümmerlichen Morgenfrühstück musste Schnaps statt Kaffee gereicht werden, denn niemand hatte mit einer so langen Probefahrt gerechnet.

Im Reichsmarineamt herrschte mittlerweile grosse Aufregung, weil seit 24 Stunden jegliche Nachricht von dem überfälligen Kriegsschiff fehlte. Es wurde sogar an sämtliche Marine-Attachees an Nord- und Ostsee telegrafiert, ob sie etwas vom Verbleib des Schlachtkreuzers gehört hätten!

Das vom dänischen Kriegsschiff tatsächlich weitergeleitete Telegramm mit den übermittelten Flaggensignalen kam schliesslich auf der Werft an. Aber niemand wusste etwas mit den rätselhaften Buchstabengruppen anzufangen, bis es schließlich jemandem dämmerte, dass hier vielleicht ein Flaggensignalbuch weiterhelfen könne. Auf der Werft war keins vorhanden, also schickte man eilig jemanden zur HAPAG. Und so konnte mit deren Hilfe das Telegramm tatsächlich entziffert werden. Man wusste nun, wo die “von der Tann” abgeblieben war und kannte die Ursache für das verspätete Einlaufen in Kiel, das Kapitän Wahlen — von den Marineoffizieren einhellig bewundert — ohne jede Schlepperhilfe vollbrachte. Er legte den 21000-Tonner so elegant an, als sei er ein kleines Torpedoboot.

Zu dieser Zeit waren Aufbauten und Ausrüstung nahezu fertiggestellt. Die Aufbauten erhielten vor Auslieferung an die Marine noch den weißen Werftanstrich.vdT-BV 02vdT-BV 04

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Zu Beginn des Jahres 1911 waren alle Arbeiten und Erprobungen abgeschlossen, so dass Schiff und Mannschaft - viele erfahrene Matrosen und Offiziere waren vom Linienschiff S.M.S. Rheinland auf den neuen Großen Kreuzer gewechselt - nun für grössere Einsätze gerüstet waren.